ASICT10 – Diplomverleihung

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Meine Rede anlässlich unserer Diplomverleihung
“Akademischer Sicherheitsexperte in der Informations- und Kommunikationstechnologie”

Geschätzte Repräsentanten aus Politik und Wirtschaft,
sehr geehrte Lehrende und Mitarbeiter der Fachhochschule,
werte Angehörige,
liebe Kollegen,
verehrte Festgäste!

Beim Ablegen des Gelöbnisses vorhin musste ich etwas schmunzeln. Wir gelobten, dass wir das erworbene Wissen verantwortungsvoll und nur zum Wohle der Gesellschaft einsetzen werden. Bei diesen Worten kommt mir unweigerlich eine ganz bestimmte Lehrveranstaltung in den Sinn, und zwar das Seminar mechanische Einbruchsicherheit.

Mechanische Einbruchsicherheit beschäftigt sich mit den Möglichkeiten in Gebäude und Räume einzubrechen – sowie deren Abwehr. In ca. 15 Stunden wurden wir damals zum Profi-Einbrecher ausgebildet – praktische Übung im Schlösser knacken und spurloses Öffnen von Fenstern inklusive.

Nur wer weiß, wie Einbrecher arbeiten, kann auch effektive Maßnahmen für deren Abwehr umsetzen. Diese Erkenntnis trifft nicht nur auf physische Einbrüche zu, sondern gleichermaßen natürlich auch auf den Cyberspace.

Während man sich die Kenntnisse um physische Einbrüche durchzuführen in wenigen Stunden aneignen kann, bedarf es mehrere Jahre Ausbildung und Erfahrung, um elektronische Angriffe durchführen und abzuwehren zu können.

Unsere Ausbildung begann im 1. Semester mit den mathematischen Grundlagen. Im 2. Semester wurde aufbauend darauf mit kryptographischen Grundlagen fortgesetzt. Im 3. Semester wurde unser Wissen mit angewandter Kryptographie und mehreren kryptographischen Praktika dann für die Aufgabenstellungen in der Praxis vorbereitet. Und im 4. Semester schlüpften wir in die Rolle der potentiellen Angreifer, lernten Angriffsmethoden kennen und führten Penetrationstests durch.

Doch nicht nur Kryptographie war ein Schwerpunkt unserer Ausbildung. Wir erlernten mehrere Programmiersprachen, vertieften unsere Kenntnisse in Netzwerktechnik, und waren gefordert über mehrere Monate unsere eigenen Serversysteme zu administrieren.

Wir durften in den letzten zwei Jahren über 35 Lehrveranstaltungen belegen und mussten mehr als 30 Klausuren positiv absolvieren. Hinzu kamen dutzende benotete Übungen, Ausarbeitungen und Präsentationen.

All das meisterten wir nebenberuflich. Unser Arbeitgeber stellte uns dankenswerterweise für die Präsenz-Vorlesungsblöcke dienstfrei – darüber hinaus musste jeder von uns jedoch seine ganze Freizeit opfern, um die geforderten Leistungen zu erbringen.

Grob mitgezählt ergibt dies einen Aufwand von etwa 900 Stunden Unterricht, und weiteren ca. 1600 Stunden Freizeit, zusammen also 2500 Stunden, die jeder von uns für sein Studium aufgewendet hat.

Während der Prüfungszeiträume sowie zum Ende des Studiums hin, als es dann soweit war die Abschlussprojektarbeit zu finalisieren, gipfelte der Aufwand nicht selten auf mehr als 50 Stunden Freizeit‑Belastung pro Woche, die wir wohlgemerkt neben unserer Vollzeitbeschäftigung aufwenden mussten.

Dass wir heute unser ASICT-Diplom nur mehr zu viert entgegennehmen dürfen, ist nicht zuletzt wohl diesem hohen Zeitbedarf geschuldet. Nicht alle Kollegen sahen sich in der Lage, Frau und Kind über so einen langen Zeitraum zu vernachlässigen. So manch einer hat wohl wochenlang keine Zeit mehr gefunden, neben Arbeit und Studium sich auch noch Freizeitaktivitäten wie z.B. dem Sport zu widmen.

Ich selbst bin zum Beispiel begeisterter Tourenschi-Geher. In der Wintersaison 2008/2009 brachte ich es noch auf 18 Touren. In den letzten beiden Wintern brachte ich es aber gerade mal auf 4 bzw. im letzten Winter gar nur auf eine einzige Schitour.

Wir starteten im September 2010 mit 10 Lehrgangsteilnehmern. Bereits kurz vor Abschluss des 1. Semesters schieden zwei Teilnehmer aus, und dieser Trend setzte sich leider bis zum 3. Semester fort. Als dann im Herbst letzten Jahres nochmals zwei weitere Teilnehmer ausschieden waren wir schlussendlich nur noch zu viert.

Bis zu diesem Zeitpunkt fanden unsere Lehrveranstaltungen hauptsächlich im Seminarzentrum in Wien Meidling statt. Dank Unterstützung unseres Studiengangsleiters Robert Kolmhofer wurde es uns ermöglicht, trotz dieser geringen Teilnehmerzahl von nur mehr vier Personen, unser ASICT‑Studium ohne Unterbrechung abzuschließen. Unsere Präsenzlehrveranstaltungen wurden hierzu allerdings aus Kostengründen nach Hagenberg verlegt.

Die letzten 8 Monate unseres Studiums genossen wir quasi ein Privatissimum. Wo andere Jahrgänge etwa bei den an der Tafel vorzurechnenden Übungsbeispielen pokern konnten, wusste jeder von uns er kommt jede Stunde garantiert mehrmals zum Vorrechnen dran. Beim Abschlussprojekt konnten wir vier Studenten dann aus neun verschiedenen Betreuern wählen.

Zuletzt wurden Klausuren die üblicherweise schriftlich abgelegt wurden, für uns in Form von mündlichen Prüfungsgesprächen abgehalten.

Ich bin überzeugt davon, dass wir – die Absolventen des Jahrganges ASICT10 – bei den Vortragenden nicht nur als „der Jahrgang mit den vielen Ausfällen“ in Erinnerung bleiben werden.

Wir dürfen uns aktuell einer eigentlich ungeplanten Pause erfreuen, werden in den nächsten Monaten unsere körperliche Fitness wieder auf Vordermann bringen, und freuen uns schon im September 2013 gemeinsam mit unserem Nachfolgejahrgang das Dritte Jahr zum berufsbegleitenden Bachelor-Studium anzutreten.

Im Namen aller Absolventen möchte ich Danke sagen.

Unser Dank gilt unserem Dienstgeber, der uns diese Ausbildung ermöglicht und finanziert hat. Unseren Angehörigen, die uns unterstützt haben, obwohl wir in den letzten beiden Jahren nur wenig Zeit für sie übrig hatten. Und nicht zuletzt den großartigen Vortragenden und Mitarbeitern der Fachhochschule Hagenberg, die uns nicht nur all das erworbene Wissen vermittelten, sondern uns auch bestens fachlich wie organisatorisch betreut haben.

DANKE!

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